Der Aralsee war das Symbol für eine der größten menschengemachten Umweltkatastrophen des vergangenen Jahrhunderts. Nachdem seine Hauptzuflüsse, der Syrdarja und der Amudarja, zur Zeit der Sowjetunion zur Bewässerung des "weißen Goldes" auf die Baumwollfelder Usbekistans und für die Landwirtschaft Kasachstans umgeleitet worden waren, trocknete der einst viertgrößte Binnensee der Erde dramatisch aus. Der See verlandete. Er verfügte nur noch über wenig mehr als zehn Prozent seiner ursprünglichen Wassermenge und zerfiel in den Großen und den Kleinen Aralsee. Fischerdörfer lagen nun kilometerweit vom Ufer entfernt. Vielen Familien war die Lebensgrundlage entzogen, und sie verließen die Region. Die Bilder von Fischkuttern, die wie gestrandete Wale auf dem Sand liegen, gingen als beredtes Zeugnis menschlicher Hybris um die Welt. Dann geschah ein kleines Wunder. Etwa seit 2005 verhindert der Kok-Aral-Staudamm am Kleinen Aralsee das Versickern des Wassers in der Steppe. Was der Syrdarja nun wieder in den See einspeist, lässt den Wasserspiegel permanent steigen. Vor der Errichtung des Staudamms lag die ehemalige Hafenstadt Aralsk 150 Kilometer vom See entfernt, inzwischen ist der Abstand auf etwa 20 Kilometer geschrumpft. Und mit dem Wasser kehren auch die Menschen zurück. "Als der See verschwand, fühlten wir uns inmitten der Steppe wie in einer Bratpfanne", erinnern sich die Fischer. "Jetzt, da der See zurückkehrt, spürt man manchmal schon eine angenehme kühle Brise." Schon ihre Väter und Großväter waren Fischer, sie aber mussten notgedrungen in die Stadt gehen und auf dem Bau arbeiteten. Doch als sie hörten, das Wasser sei zurück, überlegten sie nicht lange. "Wo Fisch ist, ist auch Leben", sagen sie. Aber dieses Wunder gilt nur für den Kleinen Aralsee, für den größeren Teil in Usbekistan ist bislang keine Rettung in Sicht.