Körperhaare sind für viele tabu, insbesondere für viele Frauen. Aber woher stammen diese Vorstellungen, dass Frauen sich für Haare an den Beinen und unter den Armen schämen sollen, während sie bei Männern angeblich männlich wirken? Wie wirken sich diese ungeschriebenen Gesetze auf das Leben der Menschen aus? Darüber schreibt Autorin Franziska Setare Koohestani in ihrem Buch "Hairy Queen". In diesem Beitrag besucht sie die Ausstellung "Grow it, show it" im Folkwang Museum in Essen. Die Foto-Schau zeigt, dass es bei Frisuren oft um viel mehr als um modische Trends geht und erzählt haarige Geschichten von Anpassung und Rebellion im Wandel der Zeit. Wegen hervorschauender Haarsträhnen verlor Jina Mahsa Amini 2022 im Iran ihr Leben. Seit diesem Mord sind Haare Zeichen der weltweiten "Frau, Leben, Freiheit"-Proteste. Auch die iranischstämmige Tänzerin und Choreographin Vivian Assal Koohnavard vom Berliner Staatsballett macht Haare immer wieder zum Element ihrer Choreographien und Performances. Für Comic-Autorin Lou Lubie aus La Réunion war die Beschäftigung mit ihren krausen Haaren ein langer und schmerzhafter Prozess der Selbstfindung. In ihrer 2024 erschienenen Graphic Novel "Racines" erzählt sie mit einer guten Portion Humor von Selbstzweifeln, fehlenden Vorbildern und Empowerment. Für Dragqueen und Wig-Artist Jazz Cortes ist (Perücken-)Haar nicht nur ein ultimativer Kick für ihre Kunstfigur, sondern hat ihr auch geholfen, "die Person zu sein, die ich heute bin".